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DIE „WERTVOLLE“ STADT

Geld allein macht nicht glücklich – das gilt auch für Städte und Kommunen, die ihre kommunalen Liegenschaften immer seltener an den Meistbietenden veräußern. Stattdessen erhalten solche Initiativen den Zuschlag, die keinen kommerziellen Nutzen verfolgen, sondern das Gemeinwohl in den Mittelpunkt ihres Vorhabens stellen– sei es für die Nachbarschaft, ein Quartier oder die ganze Stadt.

»Konzeptvergabe« heisst an dieser Stelle das neue Zauberwort. Durch sie können Kommunen im Interesse einer nachhaltigen und sozialgerechten Stadtentwicklung steuernd eingreifen und sich bei der Vergabe nicht an finanziellen, sondern vielfältigen inhaltlichen Kriterien orientieren. Und auch wenn dadurch die ohnehin schon klammen, kommunalen Kassen leer bleiben, ist die Aussicht auf ein lebendigeres Viertel oder eine lebendigere Stadt das Risiko wert. So fallen deutschlandweit marode Altbauten, verlassene Fabriken, Kasernen, Bahnhöfe oder alte Wohnblöcke nicht mehr in die Hände von Investoren, die die Gebäude dem Boden gleich machen, um daraufhin Projektentwicklungen  realisieren zu können, die höchste Renditen versprechen. Stattdessen haben Kommunen und (städtische) Wirtschaftsförderungen erkannt, dass subkulturelle Locations die wahren Pioniere der Stadtentwicklung sind. Als weiche Standortfaktoren übernehmen sie informell Funktionen, die andernfalls teurer öffentlicher Fürsorge zuteil werden. Dies gelingt u.a., weil sich diese Initiativen seit den spektakulären, doch oft erfolglosen Häuserkämpfen der Achtzigerjahre stetig weiterentwickelt haben: Heute treten sie ganz selbstverständlich mit eigenen Internetseiten, Rechtsbeistand und Finanzierungsplänen auf. Darüber hinaus sind sie bestens vernetzt, medial präsent und somit ganz nah an denjenigen, für die sie tagtäglich »Stadt gestalten«.

Dass dennoch Welten und Meinungen aufeinander prallen, wenn Aktivisten mit Bürgermeistern, Kreative mit Verwaltungsangestellten oder gemeinnützige Initiativen mit Banken verhandeln, liegt in der Natur der Sache. Doch schon allein die Tatsache, dass es ein gemeinsames Nachdenken und einen Dialog über Grund und Boden gibt, ist eine wichtige Entwicklung, die glücklicherweise bereits zur Realisierung vieler inspirierender, innovativer Orte in der Bundesrepublik beigetragen hat.