UTOPIA IN HOPENHAGEN?

UTOPIA IN HOPENHAGEN?


[Metrostation – Bella Center – rechts ist ein kleiner Eingang zum Tagungsort]

Die Großdemo am Samstag mit etwa 100.000 Teilnehmern bei der etwa 1000 Demonstranten wahllos eingekesselt, stundenlang gefesselt bei Minusgraden am Boden ausharren mussten. Kurz vor dem Gipfel wurden Bestimmungen geändert, so dass die Polizei Demonstranten auch »vorbeugend« für 24 Stunden inhaftieren kann. Das wurde hier angewendet. Wie man am Montag gesehen hat, brachte das gar nichts, vielleicht sogar eher Unmut über die Wahllosigkeit.

Zeitgleich oder anlässlich des Klimagipfels veranstaltete die UIA (International Union of Architects) ebenfalls Programm, unter anderem einen Workshop mit internationalen ArchitekturstudentInnen aus Dänemark, Deutschland und Italien. Neben der Präsentation der Arbeiten mit ökonomischen, ökologischen und sozialen nachhaltigen Konzepten, gab es auch eine Ausstellung zu Stadtutopie.

Und auch Abends gab es eine Fülle an Beiprogramm zum Gipfel, mit zum Teil befremdlichen Sponsorenkonstellationen und einer Menge Lampen :D

Spät in der Nacht stand dann noch ein Besuch auf der MS Stubnitz aus Rostock auf dem Programm. Ein Hochseefischtrawler, der zu einer Veranstaltungslocation umgebaut wurde, Großhäfen ansteuert und dort mit lokalen Veranstaltern und Acts etwa für 1000 Besucher Events kreiert.

In Christiania, dem Freistaat mitten in Kopenhagen, ist eigentlich fotografieren verboten. Deswegen auch nur ein paar ganz kleine Einblicke am eigentlichen Geschehen in Christiania vorbei. Parallel zum offiziellen Gipfel gab es in Christiania in einem Zirkuszelt einen Alternativ-Gipfel, bestehend aus unzähligen Rednern z.T. vom offiziellen Gipfel, aber auch Globalisierungsgegner wie Naomi Klein.


[Musikanlage mit Solarpannel]


[Holzpalletheizung, die das Veranstaltungszelt auf eine erträgliche Temperatur aufheizt, nachts war es trotzdem sehr kalt]


[The incredable Müllabfuhr in Christiania]

Dann ging es auf Richtung Bella Center, durch eine Stahlstadt aus Licht, Kameras, der unbemannten Metro und einem maschinenhaften Getriebe, bis man am Ende in einer Betonwüste ausgespuckt wurde.

Direkt vor dem Bella Center gab es nur zwei sehr reduzierte Installationen, große Autos mit gut gekleideten Fahrern, die ihre Benz, Mercedes und Crysler nach der Lieferung im Bella Center woanders parken mussten. Außerdem keine Demonstranten , wobei sich das am Mittwoch wahrscheinlich ändert, denn dann solle es für einen Tag eine Besetzung des Tagungsortes geben.

Zurück in der Innenstadt gab es auch wieder was zum wärmen.

Montag, kurz vor Abreise, ging es noch kurz zur No Border Demo.

Ein anderer Sound Truck wurde von der Polizei gestürmt.

Zwar endete diese Demo offiziell erstmal friedlich, jedoch ein Teil der Demonstranten zog weiter, wurde eingekesselt und Richtung Christiania getrieben. Vor dessen Toren gab es dann im Anschluss einer Veranstaltung des Bündnisses »Climate Justice Action«, bei der auch Naomi Klein gesprochen hatte, heftige Auseinandersetzungen. Demonstranten errichteten brennende Strassenblokaden, die Polizei antwortete mit »Löschfahrzeugen« und Tränengasangriffen auf komplett Christiania. Dieses wurde regelrecht ausgeräuchert und wohl gegen 23:30 gestürmt. Die Zurückgebliebenen wurden festgenommen.

Und obwohl wir Utopia wohl nicht gefunden haben, war es schön eine 30 Jahre alte Kommune kennen zu lernen und deren Errungenschaften zu sehen, trotz der z.T. massiven Probleme, die so eine Freiheit mit sich bringt. Wir haben viel gesehen und nette Menschen kennen gelernt – in und außerhalb von Christiania.

[aktualisiert am 16.12.09, 16:25]

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