UTOPIASTADT – EIN ORT

UTOPIASTADT – EIN ORT

Freitag, 22.06.2012
Ganz still mit Kaffee und Zeitung auf 130 Jahre alten Fliesen vor offenen Wänden – irgendwo zwischen Wiener Café und besetztem Haus – begann ein ereignisreicher Tag. Das erste Mal seit Jahren öffnete das Café im Erdgeschoss des Mirker Bahnhofs in Wuppertal seine Pforten. Vorerst mit Sondergenehmigung für einen Tag, anlässlich des Abschlusskongresses der Zwischennutzungsagentur und dem »brink ereignis«.

Am Vormittag begaben sich 2 Gruppen von je etwa 30 Experten und Interessierten zum Thema Zwischennutzung, Umnutzung und Stadtentwicklung durch das Mirkerviertel in Wuppertal. Ausgerüstet mit Funkkopfhörern lauschten sie den Vorträgen an wiedereroberten Orten. Nicht selten ist die Rückeroberung eben mit Hilfer genau dieser Zwischennutzungsagentur zustande gekommen. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür, ist die OLGA Raum für Kunst, der inzwischen ein etablierter Ort für Kunst und Tanz Wuppertal ist.

Der Vortrag im Mirker Bahnhof stellte den Begriff »Raumunternehmer« vor. Das sind diese Menschen, die z.B. aus einem vom Verfall bedrohten historischen Gebäude, wie dem Mirker Bahnhof, eine »Utopiastadt« bauen. Ein Ort an dem mit viel bürgerschaftlichem Engagement und Kreativität Zukunft von Stadt entwickelt und gelebt werden kann.

Parallel zum Programm der Zwischennutzungsagentur präsentierte das brink Magazin im Kontext zwischen Kunst und Wissenschaft 40 Beiträge zum Thema »Sprung« in leerstehenden Ladenlokalen des Mirkerviertels und in Utopiastadt. Mit diesem Best-Practice Beispiel einer sehr kurzen Zwischennutzung, präsentierten sie auch die zweite Ausgabe des Printmagazins zum gleichen Thema. Der »Timetable« des Studentenmaganzins war an diesem Freitag mehr als ambitioniert und schaffte u.a. mit internationalen Gästen ein Spektrum an Ausdrucksformen, Sichtweisen und Anekdoten, von dem sich das eine oder andere hochauflagige Blatt gut zwei oder drei Scheiben hätte abschneiden können. In Utopiastadt kamen über den Tag verteilt wissenschaftliche Vorträge und Diskussionen mit Performances und Ausstellungen zusammen.

Zwischen den festen Programmpunkten ließen sich Menschen vom Charme des alten Gebäudes fesseln, ließen sich nieder und ließen es sich auch nicht nehmen in den Büchern der freien Bibliothek und dem clownfisch magazin zu stöbern. Es hatte etwas von einer Jules Verne Welt, die vielleicht auch durch den Wuppertaler Geist des gesellschaftlichen Aufbruchs oder Veränderung inspiriert war. Was hätten wohl Friedrich, Else und Pina dazu gesagt, dass es in Wuppertal einen Ort gibt, an dem Bücher der Weltliteratur frei zur Verfügung stehen, an dem man sich zugleich gemeinsam Gedanken über die Zukunft von Stadt macht – losgelößt von Berufung oder sozialem Hintergrund. Ein Ort, an dem offene Gärten und Projekte für die Lebensmittelnahversorgung entstehen. Ein Ort, an dem Bürger Projekte entwickeln, mit Hilfe derer Politik und Verwaltung durchsichtiger werden, die eine Beteiligung von Bürgern verbessern oder erst möglich machen. Ein Ort, an dem Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur vollkommen selbstverständlich zusammen gehören. Wo ohne Budget Maurer, Schreiner, Gärtner, Architekten, Professoren, Designer, Musiker, Schriftsteller, Tänzer, Künstler und Freunde aus und für Überzeugung arbeiten.

Utopia aus dem Griechischen , bedeutet übersetzt »Nicht-Ort« und bezeichnet den wünschenswerten Zustand der Welt oder eines Staates, der im Moment nicht umsetzbar scheint.
Utopiastadt in Wuppertal ist ein Ort.

 

Programm der Zwischennutzungsagentur pdf
Programm des brink ereignises pdf

(Fotos: Sven Pacher)















































 

DANK AN ALLE UTOPISTEN!

 

 

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