Only Hut – Lissy Fey | ein Nachbericht
Ungemütlich ist es am heutigen Abend auf dem Utopiastadt Campus. Nach dem frühzeitigen Frühlingseinbruch scheint es so, als hätte sich der Winter seinen Platz zurückerkämpft. Es stürmt und Regenschauer füllen die Pfützen bis sie drohen überzulaufen. Ich betrete das Innere des »Hutmachers«. Rund 60 Menschen haben es mir gleich getan. Die ehemalige Schalterhalle ist in warmes, rotes Licht getaucht. Menschen stecken bei Bier und Wein die Köpfe zusammen, es wird gelacht und geplaudert. Vor der Bühne stehen wild zusammengewürfelte Couchgarnituren auf denen sich allerlei Menschen gespannt von ihren Alltag ausruhen. Passend zum heutigen Weltfrauentag thront Marylin Monroe’s Porträt auf einem beleuchteten Siebdruck Sieb auf der Bühne.
Nachdem ich mir an der Theke ein Bier hole, betritt Johannes Schmidt im ikonischen Utopisten Pullover die Bühne. Die Weißweinschorle in der linken Hand, das Mikrofon in der rechten. Sympathisch begrüßt er alle Anwesenden und führt in den Abend ein. Er erklärt das renommierte Veranstaltungsprinzip »Only Hut« und kündigt Lissy Fey und ihren Begleiter Burkard an. Nach einer Einlage feinsten Applauses betritt Lissy, gekleidet in einem weinroten Pullover, und ihr Drummer die Bühne. Zwei Glühbirnen leuchte auf.
»In der »Only Hut«-Reihe verzichten wir bewusst auf Eintritt, um niederschwelligen Zugang für jede/n zu Kultur und Musik zu ermöglichen. Während 1-2 Hutrunden bestimmst du deinen Eintrittspreis selber – je nachdem wieviel dir der Abend wert war und wieviel du aufbringen kannst. Dabei ist es uns wichtig darauf hinzuweisen, dass hier Acts auf der Bühne stehen, die von ihrer Arbeit leben wollen und sollen. Ein solch hochwertiges Programm funktioniert nur mit eurer Wertschätzung.« so beschreibt Utopiastadt das eigene Veranstaltungsformat.
Während der nächsten 90 Minuten ist die intime Stimmung im Raum garnicht wegzudenken. Lissy schafft es auf eine wunderbar sympathische Art und Weise Geschichten zu erzählen, die man ihr ohne weiteres abnimmt. Ihre deutschen Texte sind direkt. Man bemerkt wieviele Stunden Lissy mit sich selbst, einem Stift und einem leeren Blatt Papier verbracht haben muss, um solche Texte zu schreiben. Sie verpackt Gefühle so echt in Text und musikalisches Können, dass man garnicht anders kann, als begeistert zu sein. Die feinen Klänge ihrer Tasteninstrumente verschmelzen mit Lissys vielseitiger Stimme und den treibenden Anschlägen des Schlagzeuges. Zwischen den Songs erzählen die beiden gerne kleine Anekdoten aus ihrem Leben als Musiker*innen und Menschen. Einfach ehrlich anders! Und so kommt es mir vor als wären die letzten 90 Minuten in einem Schlag vorüber gegangen. Die zwei erheben sich unter Applaus hinter ihren Instrumenten und verneigen sich. Nach einer kurzen Pause betritt Lissy die Bühne im Alleingang und eröffnet mit einem letzten Song die Zugabe. »Der Zweifler« erschafft eine besondere innige und abschließende Atmosphäre.
»Einen so gemütlichen Abend haben wir lange nicht mehr im Hutmacher erlebt. Das Publikum war selten so gebannt von dem was dort auf der Bühne passiert ist. Lissy hat uns gefesselt.« Johannes Schmidt, ehrenamtliches Mitglied der Veranstaltungsgruppe Utopiastadts.
Der Abend bleibt in den Knochen. In der aufgekratzten und zugleich gemütlichen Atmosphäre geht der Hut durch die Reihen und das Publikum beginnt sich zu regen. Freudig werden wieder die Köpfe zusammengesteckt. Es wird fröhlich geplaudert, das ein oder andere Getränk zu sich genommen und der Abend nimmt seinen entspannten Abschluss.
Ein weiteres Konzert welches sich in seiner Qualität und der Vielzahl an ehrenamtlichen Engagement in das Format »Only Hut« einreiht. Hier treffen jung auf alt, klein auf groß, ohne Hürden verbunden durch die Liebe zur Musik. Falls du neugierig geworden bist und dir mehr von Lissy anhören möchtest, findest du hier ihren YouTube Channel samt Live Aufnahmen und ihren Spotify Account. Reinhören ist empfohlen! Wenn du in Zukunft kein Only Hut Konzert verpassen möchtest, findest du hier den Facebook Account Utopiastadts, sowie die Homepage.
Text: Max-Mosche Kohlstadt
Bild: Max-Mosche Kohlstadt und Johannes schmidt
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